Albert Roussel - Kleine Suite für Orchester op. 39
Nach dem französischen Einfluss in Witold Lutosławskis Musik schlagen wir vor, mit Albert Roussel und seiner "Petite Suite" Op. 39 aus dem Jahr 1929 zu beginnen.
Das Stück ist eines der populärsten und daher am häufigsten aufgeführten Werke von Albert Roussel, einem französischen Komponisten der 1920er und 1930er Jahre. Die charmante und witzige dreisätzige Suite wurde im neoklassischen Stil geschrieben und entstand nicht chronologisch. Der Komponist schrieb zuerst die äußeren Sätze: "Aubade" und "Mascerada", und erst später fügte er die mittlere "Pastorale" hinzu. Die Suite beginnt mit einem energischen 5er-Rhythmus, der sie von Anfang an auszeichnet. Zusätzlich bietet es eine sinnliche und schimmernde Melodie, die einer subtilen Orchestrierung gegenübergestellt wird. Die Flötenfiguren sollen den Vogelgesang vor dem Haus des Komponisten darstellen. Eine überleitende Hornpassage führt zu einer flehenden Melodie der Oboe. Der Mittelsatz ist eine stimmungsvolle, leidenschaftliche und klangvolle Präsentation der solistischen Fähigkeiten von Instrumenten wie Waldhorn, Oboe, Klarinette und Trompete, begleitet von Roussels charakteristischer Harmonik. Gekrönt wird das Ganze vom dritten Satz, der vor rhythmischer Kraft und brillanter Orchestrierung nur so strotzt und die Suite zu einem freudigen, wenn auch etwas abrupten Ende bringt.
Witold Lutosławski - Chantefleurs et chantefables
Das Werk des Schirmherrn, das beim Abschlusskonzert des Workshops aufgeführt wird, ist "Chantefleurs et chantefables", d.h. Witold Lutosławskis Spätwerk und (zum ersten Mal in der Geschichte des ILYO) ein vokal-instrumentales Stück.
"Chantefleurs et chantefables" ist ein Zyklus von neun Liedern für Sopran und Orchester mit einfacher Bläserbesetzung, der gegen Ende des Lebens des Komponisten entstand. Es ist das zweite Werk, das auf Worte des französischen Dichters Robert Desnos geschrieben wurde, und zwar auf eine gleichnamige Gedichtsammlung von 1955. Der Zyklus von Sopranliedern gehört zu Lutosławskis letzter Periode. Es wurde zwischen dem Klavierkonzert und der Vierten Symphonie geschrieben. Das Werk besteht aus poetischen Klangszenen, die mit außergewöhnlicher Subtilität gemalt sind; eine verführerische Sammlung musikalischer Stimmungen, Emotionen und Gefühle, die mit meisterhafter Handwerkskunst wiedergegeben werden. Der Oberton der Lieder erinnert untrennbar an die Werke französischer Meister wie Ravel, Debussy oder Roussel und spielt gleichzeitig auf sein eigenes Frühwerk der 1940er und 50er Jahre an. Denn in Lutosławskis Spätwerk finden wir weder seine charakteristische aleatorische Technik, noch die typischen Zwölftonakkorde, noch die zweistimmige Form, an die sich der Komponist gewöhnt hatte.
Andrzej Panufnik - Sinfonie Nr. 5 "Sinfonia di Sphere"
Das Abschlusskonzert wird mit "Sinfonia di Sfere" gekrönt, d.h. der 5. Sinfonie von Andrzej Panufnik, einem herausragenden Komponisten und Freund von Witold Lutosławski.
Das Werk ist das reinste Beispiel für das Interesse des Komponisten an den Prinzipien der Symmetrie und Geometrie. Beide Bereiche sind hier die formale Grundlage der gesamten Komposition und manifestieren sich in den kleinsten Details des Werkes. Die Idee der Sphären manifestiert sich aber nicht nur in der Konstruktion des Stücks, sondern hat auch die Dimension einer spirituellen und kontemplativen Abfolge von Gedanken und Gefühlen. In "Sinfoni di Sfere" sind die Wahl der Intervalle, die Dynamik und die melodischen Motive ebenfalls symmetrisch. Diese eigentümliche Art von kompliziert komponierten Werken ist der Grund, warum Andrzej Panufnik als "Architekt der Musik des 20 Jahrhunderts" bezeichnet wurde. Es lohnt sich jedoch daran zu erinnern, dass für den Komponisten die Perfektion des Aufbaus seiner eigenen Kompositionen immer dem besseren Fluss der Gefühle und Emotionen diente, die er mit seinen Zuhörern teilen wollte.